Pressestimmen zu „Mondpunk“
von MOZ, 20.01.2011, Gerd Dehnel
Kritik an Gier und Unverstand
Berlin. Er ist wieder unterwegs. Der Liedermacher Heinz Ratz ist 1000 Kilometer gewandert, von Konzert zu Konzert, um Geld für Obdachlose einzuspielen. Er ist 850 Kilometer geschwommen zugunsten des Naturschutzes. Jetzt hat er ein paar tausend Kilometer auf dem Rad vor sich, besucht Flüchtlingsheime und will auf Konzerten Asylsuchende zusammenbrin- gen mit ihren deutschen Nachbarn, so Ängste und Vorbehalte abbauen. Spendengelder werden an Hilfsorganisationen gehen. Der 1968 geborene Sohn einer Peruanerin indianischer Abstammung und eines Deutschen will sich nicht damit abfinden, dass die Welt so ist, wie sie eben ist. Heinz Ratz glaubt an die Möglichkeit, sie zum Besseren zu ändern. Er nimmt nicht hin, dass wenige immer reicher werden, die meisten aber immer ärmer, dass Umwelt und Menschen zum Teufel gehen. Hartz IV ist bei ihm ebenso wenig Naturgesetz wie die Not in der Fremde. An den Unzulänglichkeiten unserer Welt ein wenig ändern zu wollen – das zieht sich als roter Faden durch all seine Kunstprojekte. Allen voran bei seiner Band „Strom und Wasser“, mit der er seinen „Moralischen Triathlon“ aus Laufen, Schwimmen, Radfahren betreibt. Für die er zuvorderst aber so kritische wie poetische Texte schreibt und Musik macht, die trotz Anspruch aufs Hinhören Spaß erzeugt.
So wartet das jüngste Album„Mondpunk“ mit rüden Attacken auf Gier und Unverstand auf, entfaltet ein wenig Jazz-Atmosphäre samt kecken Blechbläsern. Ratz erzählt in „Hans Heinrich Eleganz“ ein modernes Märchen vom freundlichen Teufel im Banker-Gewand. Zuweilen reißt er die Gitarren in Rammstein-Manier, scheut sich aber nicht, in sonorer Lässigkeit ganz gelassen „Mein glückliches Lied“ zu singen. Heinz Ratz nötigt zum Nachdenken, verweigert sich als Lieferant belangloser Späße. So reiht er sich ein in die kämpferische Liedermacher-Phalanx von Wecker, Wader, Degenhardt. Seinen leidenschaftlichen Musikstil nennt er „akustischen Skapunkpolkarock“.
Zum Tanzen treibt er allemal. Die Welt zu ändern, soll Freude bereiten.
von sound-and-image.de, 6.1.2011
„Mittlerweile sind „Strom + Wasser” bei ihrem siebten Album angekommen und noch immer ist ihnen der Intelligenzquotient nicht abhanden gekommen. Da wo anderen deutschen Institution langsam aber sicher die Ideen auszugehen scheinen, sind bei den Strom- und Wasserwerkern keinerlei diesbezügliche Ermüdungs-erscheinungen festzustellen. Im Gegenteil: Mastermind Heinz Ratz hat mit „Mondpunk“ einen weiteren denkwürdigen Meilenstein gesetzt. Diesmal hat es ihm also der Mond angetan, als erzwungene Rückzugsbasis für die auf der Erde überflüssig gewordenen Unterschichtler, die Leistungsverweigerer, die Fortgeworfenen – die Punks halt. Von dort würden die dann, so Ratz, in gutgelaunter Anarchie eine Erdinvasion starten. „Mondpunk” ist der äquivalente Soundtrack dazu.
Was sich Heinz Ratz in bester philosophischer und manchmal auch in etwas weltverbesserischer Manier da wieder aus den Rippen bzw. dem Kleinhirn geschnitten hat, begeistert durch seine offene Direktheit. Er verklausuliert nicht, benutzt keine Metaphern, er bringt die Dinge auf den Punkt. Aus „Im Spiegellabyrith der Lüge“: „Die Bildzeitung prägt das Bild dieser Zeit. Saturn sagt, der Geiz sei so geil! Und was völlig Verschiedenes meinen ein Arzt und ein Nazi, sagen sie „heil”. Wenn ein Flüchtlingskind leise „Freiheit” ruft im Angesicht einer MG, meint es bestimmt nicht die Freiheit in der Rede des Außenministers der FDP.” Das ist eine klare Ansage und zugleich Worte, die immer wieder faszinieren. Dazu eine den jeweiligen Umständen angepasste Intelligenzmusik, die von Trash über Reggae bis Jazz variieren kann. Oder auch Samba-Funk, wie im Song „Das Lächeln von Dieter Bohlen“: „Und das bohlige Grinsen nimmt zu. Es ist auf den Werbefotos für jeglichen Mist – Babyersatzmilch, Rüstungskonzern, man leiht sich das Lächeln des Herrn wirklich gern.” Egal wie und wo man Strom + Wasser bzw. Heinz Ratz einordnen mag – Liedermacher, Singer/Songwriter, Antifa-Poet, Deutsch-Rocker – wir können froh sein, daß Kulturschaffende solchen Kalibers überhaupt noch unter uns weilen.“
von musikwoche.de, Manfred Gillig-Degrave, 1/2011
„Die sechsköpfige Truppe um Sänger und Bassist Heinz Ratz arbeitet viel mit Keyboards, Saxofon, Querflöte, Percussion und Schlagzeug und hie und da mit Xylophon und Gitarre, und sie nennt ihre Musik treffend „akustischer Randfiguren-Skapunkpolkarock“. Keine Randfigur ist indessen Heinz Ratz, der wie der heisere Punk-Enkel von Konstantin Wecker singt und intelligente, bissige, politische Texte schreibt. Mit seiner Truppe schlägt Ratz in musikalischer Hinsicht die Brücke vom relativ kargen Standpunkt des politischen Liedermachers zum unterhaltsamen Agitprop-Orchester mit Latino-Lockerheit und Ska-Skalierung. In einer Nummer wie „Mein glückliches Lied“ fügt sich das alles sogar zur entspannten und unterhaltsamen programmatischen Aussage zusammen. Vor allem aber ist Heinz Ratz ein Mann der starken Worte und langen Texte, der zum Beispiel „Das Lächeln von Dieter Bohlen“ thematisiert: „Du lächelst es, wenn einer hilflos ist. Du lächelst es, wenn du der Stärkere bist …“ Nicht nur bei solchen Sätzen wird klar: Strom & Wasser ist die Antithese zu Dieter Bohlen und zu allem, wofür er steht.“
von hr-online.de, Imke Turner, 03.01.2011
„Es wird mal wieder Zeit, die deutsche Musikszene aus ihrer kuscheligen Selbstbezogenheit herauszuholen. Eine Band, die garantiert nicht mit gefühlsduseliger Innenschau beschäftigt ist, ist die Band Strom & Wasser um den Poeten und Sänger Heinz Ratz. Seit ein paar Jahren schon beweist sie, dass sich politisches Engagement und gute, zuweilen tanzbare Musik nicht automatisch ausschließen. Und für Heinz Ratz gilt ein Haufen Arbeit, wie z.B. ein voller Tourneeplan, noch lange nicht als Ausrede, um mangelndes gesellschaftliches Engagement zu entschuldigen. Mit einem moralischen Triathlon machte er in den vergangenen Jahren von sich reden. Er lief 1000km gegen die soziale Kälte, schwamm für den Artenschutz hunderte Kilometer in deutschen Flüssen und setzt jetzt an zu einer Tour der 1000 Brücken, die am Ende mit 7000 km auf dem Fahrrad zu Buche schlagen wird.
Im Gepäck hat er ein neues Programm, pünktlich zum Tourneestart erscheint die CD „Mondpunk“.
Wir stellen sie vor, als erste CD der Woche des Jahres 2011, bei Mikado immer zwischen 6-10 Uhr.“