Pressestimmen zu „Emotionsdesign“
von Saarbrücker Zeitung, alh, am 23.7.09
Konstantin Wecker ist ja längst voll des Lobes auf die künstlerische Unbestechlichkeit und die gefährliche Lebenslust der Band um den charismatischen Heinz Ratz. Aber jetzt müssen Sie sich wirklich warm anziehen, werter Leser und potentieller Hörer: Denn Deutschland’s ohnehin schonungsloseste Gesellschaftskritiker zünden die nächste Stufe und präsentieren ihr bislang radikalstes Songpotpourri. Mittels Folk und Punk, Kabarettund Polka, Walzer und Rock wird hier so reichlich wild-fröhliche Anarchie überden Hörer gekippt wie noch nie. Extrem derbe Zeilen wie sie etwa der bissigeTitelsong präsentiert, werden jede Radiooption naturgemäß imKeim ersticken. Wer’s hören will muss also weiterhin eines der zahlreichenKonzerte der Band besuchen (wie kürzlich in Saarbrücken) oder ihre CDs kaufen.
von schallplattenmann.de, [noi: @@@@] am 22.6.2009
Polit-Pop – Heinz Ratz singt, wo der Linken der Schuh drückt
» Ihr Politiker redet goldene Worte/ doch im Grunde seht ihr nur immer das Geld« –zwei Zeilen reichen, um den Wiedergänger der Protestliedbewegung auch historisch einzuordnen. Heinz Ratz absolviert das ganze Programm des Politrockers: Er wettert gegen Politiker („Das Raubtier von heute“) und beklagt das Konsumverhalten der vermeintlich Alternativen („Rios Herz“), er lästert über Fortschrittsgläubigkeit („Alles besser 2085“) und besingt das Ende der Welt („Das Lied von der sterbenden Erde“). Damit singt Ratz an, wogegen schon viele vor ihm angesungen haben. Er findet dafür zwar keine differenzierteren, aber immerhin neue Bilder und Reime – und er spricht seine Anliegen nicht immer so direkt an.
Seine Musik kann genauso begeistern wie seine oft sarkastischen Texte: „Rios Herz“ ist ironisch entspannt, „Ein Fleckchen Anarchie“ beschwingt und „Haut an Haut“ mit seinem dezent funkigen Auftakt bringt ein Jazz-rockiges Gitarrensolo. „Berlin noir“ passt mit seinem eindringlich-schwerfälligen Rhythmus auf die Kleinkunstbühne wie das Liebeslied „Alles weiter weg als du“, und mit „Alles besser 2085“ bringt er sogar ein flottes, leicht nostalgisch klingendes A-Capella-Stück.
Heinz Ratz klingt wieder angriffslustig und rabiat, aber auch einfühlsam und voller eigenwilligem Humor.
von www.sound-and-image.de, Juni 2009
Auch nach fünf Jahren Strom & Wasser kann man sich an diesen Bandnamen nur schwer gewöhnen. Was hat Energiegewinnung mit Pop-Musik zu tun? Nun, Heinz Ratz, Bassist, Sänger und Kreativzelle der Kombo ist ein Energiebolzen par excellence und ein wirrer Kopf zugleich. Wenn er deutsche Texte schreibt, bleibt kein Auge trocken und kein Thema tabu. Ein sozialistischer Anarcho, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Auch sein neuestes „Emotionsdesign”, bestehend aus 16 Einzelteilen, versorgt den erwartungsfrohen Konsumenten wieder mit genügend Anschauungsmaterial, das dem Leben zwischen Müllabfuhr und Sozialabbau entnommen wurde. Ratz klingt wie ein Penner, der Philosophie studiert hat. Derb in der Ausdrucksweise, scharfsinnig in der Gedankenumsetzung. Die musikalische Unterstützung vielseitig gefächert, von Salsaklängen über Rumpelbeats bis hin zu elektronischem Schnickschnack. Keyboards, Saxophon, Cello, Geige, singende Säge – alles dabei und sehr gut austariert. Das wichtigste aber ist und bleibt Ratzens Textarbeit. Poesie am Abgrund, provozierender Kabaret-Geist – das radikale Gegenstück zum Schlagerklamauk. Nichts zum Nebenbeihören. Hier ist ein spitzes Gehör gefragt, das bei etwaigem Versagen auf ein gut strukturiertes Booklet zurückgreifen kann.
von www.terz.org, Mai 2009
Heinz Ratz und seine Band scheinen im vor sich hinschimmelnden Hipness-Diskurs völlig aus der Zeit gefallen zu sein: Während man den pop-politischen Indie-Geschmackskonsensenmännern immer wieder wohlwollend Gehör und kulturellen Kredit gibt, geht er putzen und hackeln: Aktionen und Konzerte gegen die NPD, im letzten Winter 1.000 km zu Fuß durch Deutschland für Obdachlose gelaufen, diesen Sommer will er 1.000 km durch Flüsse schwimmen und Spenden sammeln für Artenschutzprogramme (unter anderm mit einem Benefizkonzert am 8.6. im Zakk). Eher uncool, Leute, was? Nur leider integer, kompromisslos und direkt am Puls der Zeit. Denn Ratz schert sich nicht um die schicken Texte und Kontexte – er macht einfach. „Weil man gar nicht mehr versucht, die Gründe für Unrecht und Elend und Gewalt zu finden und zu beseitigen. Weil man statt dessen nur noch ‚Design‘ betreibt: Die Welt ist fest in der Hand der Werbe- und Medien-, der Gedanken- und Gefühls-Designer. Und sie alle sorgen dafür, dass diejenigen, die es sich leisten können, die Möglichkeit haben, sich bequem zurückzulehnen und ihr Leben zu genießen, ohne von denen gestört zu werden, die hinter den goldenen Fassaden zerbrechen und zu Grunde gehen.“ Die 16 neuen Stücke rumpeln und pumpeln ohne zu kumpeln, der Mond hängt mal wieder in der Gosse und auch Herr Reiser ist nicht fern. Anarchie zwischen Konkretion und Poesie, diese Mischung trauen sich viele aus Coolheitsgründen schon längst nicht mehr.
von blue rhythm, rt, Juni 2009
Zuletzt lief er beim ,,Lauf gegen die Kälte“ von Dortmund nach München (zugunsten von Obdachlosen), jetzt will er 1.000 Kilometer durch deutsche Flüsse schwimmen (zugunsten von Artenschutzprojekten): Heinz Ratz, Sänger, Bassist und Texter der Berliner Band Strom & Wasser, macht handgreiflich vor, dass Engagement nicht bei Songtexten enden muss. Auch seine Band hat einen musikalischen Reifeprozess hinter sich: Was immer ein bisschen wie eine Straßenköter-Ausgabe von Element of Crime klingt, wird mittlerweile mit 0uerflöte, Oboe, Cello oder singender Säge aufgepeppt. Dabei sind Strom&Wasser nach wie vor zwischen Punk, Folk und Kleinkunst angesiedelt und Ratz‘ Texte sind wohltuend direkt, oft aggressiv, aber dies nie (nur) um des Effekts willen. Nur seine Stimme, die ist immer noch gewöhnungsbedürftig: irgendwo zwischen Herbert Grönemever, Joachim Witt und Tom Waits.
von www.dasfachblatt.de
Auf keine Band scheint der Begriff „kompromisslos“ so sehr zuzutreffen, wie auf Strom & Wasser. Nicht nur die versierten Musiker rund um den Sänger und Bassisten Heinz Ratz, die mit müheloser Leichtigkeit Mambo und Punk, Walzer, Polka und Rock zu verbinden wissen, nicht nur die Elementargewalt der Texte, sondern auch ihr politisches Engagement überzeugt.
Ihre Aktionen gegen die wachsende Macht der NPD wurden bis in den Bundestag hinein diskutiert ? die Konzertreihe „Lauf gegen die Kälte“ bei der Frontmann Heinz Ratz im letzten Winter zugunsten von Obdachlosen 1000 km zu Fuß durch Deutschland lief, ist nur eines von vielen Beispielen. 2006 wurden sie mit dem Förderpreis der Liederbestenliste ausgezeichnet, 2007 mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik. Nun stellen sie ihr neues Album „Emotionsdesign“ vor. Ein musikalisches Feuerwerk, fröhlich-anarchisch, wild und nachdenklich, provozierend und erfrischend. Das ist musikalisch und textlich von wohltuender Schärfe und Klarheit, das ist witzig, politisch und anspruchsvoll, zwischen Kabarett, Punk und Poesie angesiedelt: kein Wunder also, daß sich diese Band, jedem Mainstream trotzend, einer stetig wachsenden Fangemeinde erfreut.