Pressestimmen zu „Farbengeil“

Posted on Feb 9, 2008

von schallplattenmann.de, 11.2.2008
 
Liedermacher mit Begleitband – Gesellschaftskritik, sprachmächtig und furios
Der explizit Schwächen benennende politische Liedermacher war eine Modeerscheinung der 1970er Jahre. Die »singenden Sozialarbeiter« starben zwar nicht aus, verloren aber an Bedeutung. Politische Kritik wurde vor allem ein Fall für das von der Comedy zurückgedrängte Kabarett. Ausnahmen, das ist klar, bestätigen die Regel.

Heinz Ratz ist einer derjenigen, die auch heute noch direkt singen, was sie von der gesellschaftlichen Entwicklung halten, die einen der realen Kriege meinen, wenn sie das Wort Krieg in den Mund nehmen, und die ohne platt und hilflos zu wirken zwischen oben und unten unterscheiden. Die Werbebilder zeigen ihn als Liedermacher mit geschulterter Gitarre. Doch mit seiner versierten Begleitband bietet er viel mehr als folkige Gitarrenbegleitung. Modern ist er damit trotzdem nicht, und modisch schon gar nicht. Die Lieder werden nicht punkig oder unkonventionell dargeboten, sondern auf konventionelle Art originell. Das wirkt besser, wenn sie an die Kleinkunst der Weimarer Republik erinnern und etwas weniger gut, wenn sein betulicher Flötist an Jethro Tull denken lässt – aber das kommt nur recht selten vor.
 


 
von www.terz.org, 12/2007
 
Als Heinz Ratz & Mitstreiter mit Konstantin Wecker unter dem Motto „Nazis, raus aus unserer Stadt“ im Frühjahr 2006 auf Tour durch den Osten gingen, kündigte die NPD in Halberstadt ihre „aktive Teilnahme“ am Konzert an. Ergebnis: das Konzert wurde vom Landratsamt verboten, und auch in Hoyerswerda waren die Liederkracher unter diesem Titel nicht erwünscht, Begründung: Bei uns gibt’s keine Nazis. Ratz machte weiter, und ist – nach überstandener Krebserkrankung – mit dem neuen Album stärker da denn je. Keiner macht derzeit in diesem Land derart politische Lieder ohne aufgesetzter Gefühlig- und Jammrigkeit, dafür mit unglaublich viel Sprachwitz und direkter Poesie. Das ist vielen Hamburger-Schule-Lads nicht hip und schick genug, Indie ist es schon mal gar nicht, dafür mutig und zeitlos. Ratz zerknackst nach cooler Brecht’scher Manier Bushidos Pornorap, tauscht mit dem Mond die Rollen, schreibt für ein schwerbehindertes Kind und pirscht sich im kratzigen Tom-Waits-Stil an die ganz großen Gefühle ran. Diese Musik spiegelt sich wie der Mond in der Gosse – großartig.
 


 
von MOPO Hamburg, sn, 22.11.2007
 
Heinz Ratz, die treibende Kraft von Strom & Wasser, gehört zu den bemerkenswertesten Liedermachern des Landes und wird von Konstantin Wecker verehrt. Der in Kiel lebende Radikalpoet schlägt sich mit großer Reimakrobatik und makaberem Wortwitz auf die Seite der ewigen Verlierer. Dazu spielt seine Band eine knallbunte Mixtur aus apokalyptischer Volksmusik, Tango, Polka, akustischem Punk und Jazz.
 


 
von www.titel-forum.de, Tina Manske, 22.11.2007
 
„Seit ich Heinz Ratz kenne, mache ich mir keine Sorgen mehr über die Zunft der deutschen Liedermacher!“, sprach Konstantin Wecker unlängst. Und tatsächlich gibt es guten Grund für Hoffnung auf diesem Gebiet. Strom & Wasser, deren Sprachrohr Heinz Ratz man mit Fug und Recht einen Radikalpoeten schimpfen kann, sind die Förderpreisträger der Liederbestenliste 2007 und haben eben die vierte Ausgabe ihres „Skapunkpolkarock“ unter dem Namen „Farbengeil“ veröffentlicht. Nicht nur, dass Heinz Ratz eine Wut in sich trägt, die er in politischen und gar nicht zimperlichen Texten ausdrückt – egal, ob es um behinderte Kinder, um unsere gesättigte Kapitalistengesellschaft oder um seine eigene Krebserkrankung geht –, auch die Band und die Musik ist mit ihrem Akustikrock, Tango, Walzer und Polka so weit entfernt vom Gähnstream unserer Tage, dass man sich gerne auch länger mit dieser Platte beschäftigt.